Mein dreimonatiger Frankreichaufenthalt

Die Idee für einen längeren Aufenthalt in Frankreich kam, als ich mit dem jährlichen Schüleraustausch meiner Schule mit dem Collège in Crèvecœur-le-Grand eine Woche dort war. Das Land und die Sprache haben mir so gut gefallen, dass ich sofort wusste, ich möchte noch mehr Zeit hier verbringen. Da Frau Reuver sehr gute Kontakte nach Frankreich hat, einerseits in die Picardie wegen des Schüleraustauschs und andererseits in die Bretagne wegen der Partnerschaft ihres Heimatortes Lette mit dem kleinen Ort Plerguer in der Nähe von Saint-Malo, wurde die Idee schnell immer greifbarer.Dol de Bretagne s

In Plerguer konnte schließlich mit Hilfe des dortigen Partnerschaftskomitees eine Gastfamilie für mich gefunden werden.

Vor der Reise gab es noch sehr viel zu planen. Per E-mail habe ich Kontakt mit meiner Gastfamilie aufgenommen. Zusätzlich mussten organisatorische Dinge, wie Versicherungen, Schulanmeldung und Bahntickets geregelt werden. Bei einem nur dreimonatigen Aufenthalt ist das jedoch gar kein Problem, wenn die Schulen einverstanden sind. Das Collège-Lycée St. Magloire in Dol war bereit, mich aufzunehmen und mit meiner Schule und meinen Lehrern gab es auch keinerlei Probleme.

Am 8.2. ging es dann mit dem Zug endlich los. Die Zugfahrt war sehr aufregend, da ich in Paris den Bahnhof mit der Metro wechseln musste, doch alles hat super geklappt. Nach acht Stunden Zugfahrt kam ich dann endlich in Plerguer in der Bretagne an und meine Gastfamilie hat mich sofort sehr freundlich aufgenommen. Es gab sogar einen kleinen offiziellen Empfang für mich mit dem Bürgermeister von Plerguer und mit der Vorsitzenden des Partnerschftskomitees!

KlassenfotoIch habe mich ab dem ersten Tag total wohlgefühlt. Ich hatte das Gefühl, super in die Familie zu passen und nach einiger Zeit ein Teil von ihr zu sein. Da ich selber auch in Reken, einem kleinen Dorf, wohne, war es gut, dass ich auch in Frankreich in einem kleinen Dorf leben konnte. So musste ich mich nicht erst an andere Verhältnisse gewöhnen.

Am Anfang meines Aufenthaltes hatte ich erst einmal zwei Wochen Winterferien. Das war zum Einleben sehr gut. Ich konnte die Familie kennenlernen und mich etwas an die Sprache gewöhnen. Mit dem Verstehen habe ich, denke ich, schnell Fortschritte gemacht, mit dem Sprechen hatte ich jedoch größere Schwierigkeiten. Ich glaube, dass ich immer zu lange nach Wörtern oder dem richtigen Satzbau gesucht habe und so nicht oft die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. Es lag aber denke ich auch an meiner Person, da ich nicht so offen bin und einfach drauf los erzähle. Meistens wusste ich einfach nicht, was ich überhaupt sagen könnte. Im Laufe meines Aufenthaltes wurde das aber noch etwas besser. In den Ferien konnte ich außerdem auch schon viel von der Umgebung sehen, wie zum Beispiel Dol-de-Bretagne, Saint-Malo und Rennes.

Bei den Groeltern sAls die zwei Wochen Ferien dann vorbei waren, ging es am 23.2. das erste mal in die Schule. Ich war ziemlich aufgeregt, doch zum Glück hatte ich von Anfang an ein Mädchen in meiner Klasse und meinem Bus, das mich mitgenommen hat. So habe ich auch schnell die anderen Mädchen meiner Stufe kennengelernt, die alle sofort auf mich zukamen und mich integriert haben. Auch meine Klasse hat mich sofort freundlich aufgenommen und ich habe mich gleich wohl gefühlt. Da es noch zwei weitere deutsche Schüler in der Klasse gab, die mit dem Erasmus-Programm für drei und sechs Monate in Frankreich waren, waren wir sozusagen eine französisch-deutsche Klasse. Die ersten Schultage waren etwas anstrengend, weil die Schule in Frankreich viel länger dauert als die in Deutschland. Ich war daran gewöhnt, um spätestens 14:15 von der Schule nach Hause zu kommen, zu Hause Mittag zu essen, meine Hausaufgaben zu machen und später noch meinen Hobbys nachzugehen oder mich mit Freunden zu treffen. Das war hier dann aber etwas anders. Ich hatte morgens Schule, aß in der Schule zu Mittag und hatte nachmittags wieder Unterricht, bis ich dann um 16:45 oder 17:40 von der Schule nach Hause kam. Nach den ersten Tagen hatte ich mich an den neuen Tagesablauf aber ziemlich gewöhnt.

Die nächsten sieben Wochen vergingen unglaublich schnell. Unter der Woche ging ich zur Schule und versuchte abends die Hausaufgaben zu machen. An den Wochenenden habe ich immer viel mit meiner Gastfamilie unternommen. Wir waren noch öfter in Saint-Malo, Rennes und den anderen größeren Städten der Umgebung, wie Dinan und Dinard. Die Städte in der Bretagne sind alle wunderschön, vor allem, weil sie am Meer liegen, was ich in Deutschland nur sehr selten sehe. Außerdem haben wir oft die Großeltern oder Freunde der Familie besucht.

Etwas schade fand ich es, dass man sich fast gar nicht mit Freunden getroffen oder am Wochenende etwas zusammen unternommen hat. Mir wurde aber gesagt, dass das in Frankreich normal ist.

In den darale de rsuf folgenden Oster- bzw. Frühlingsferien hatte ich das große Glück, mit der Familie in den Urlaub auf die Insel Ile de Ré fahren zu können.
Dort konnte ich noch einen etwas anderen Teil Frankreichs sehen, nämlich die Region Pays-de-la-Loire südlich von der Bretagne. Bereits vorher hatten sie mich zweimal für drei Tage mit in Kurzurlaube genommen. Das erste Mal direkt am Anfang in den Winterferien mit Bekannten nach Auray in die Nähe von Vannes und über das Osterwochenende ebenfalls mit Bekannten nach Carnac auch in der Gegend. Diese drei Urlaube waren besonders schöne Erlebnisse.

Nach dem wunderschönen Urlaub mit sommerähnlichem Wetter hatte ich noch eine Woche Ferien, in der ich unter anderem den Mont-Saint-Michel in der Normandie besucht habe, und dann die letzte Woche Schule. Am letzten Schultag haben wir eine Abschiedsstunde für mich gemacht, in der wir Kuchen gegessen haben und ein Klassenfoto mit mir gemacht haben. Es war etwas traurig, sich dann von allen zu verabschieden, aber ich bleibe ja mit allen in Kontakt und komme hoffentlich noch einmal wieder.

CarnacAm 3.5. ging es dann mit dem Zug und gemischten Gefühlen wieder Richtung Deutschland nach Hause. Einerseits habe ich mich unglaublich wieder auf zu Hause gefreut, auf meine Familie, Freunde und einfach auf mein gewohntes Leben. Andererseits wollte ich aber das Leben, das ich für drei Monate in Frankreich gelebt hatte, nicht verlassen. Meine Gastfamilie und Mitschüler sind mir in der Zeit sehr ans Herz gewachsen und es war schwer, wegzufahren ohne zu wissen, wann man sich wiedersehen wird.

Insgesamt war dieser dreimonatige Aufenthalt eine tolle Lebenserfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich bin in dieser Zeit über mich hinausgewachsen, habe viel dazugelernt und tolle neue Eindrücke gesammelt. Ich konnte von ihm vor allem natürlich in sprachlicher Hinsicht profitieren, aber ich denke auch meine Person und meinen Charakter hat er positiv beeinflusst. Ich bin offener und selbstständiger geworden und habe viel Selbstvertrauen gewinnen können. Natürlich hatte ich zwischendurch zwar auch etwas Heimweh und wollte nach Hause, weil dort doch vieles einfacher ist und ich meine Familie und Freunde vermisst habe, aber dann habe ich einfach wieder die Zeit genossen und mich gefreut, dass ich diese einmalige Chance ergriffen habe. Ich denke, ein solcher Auslandsaufenthalt ist eine super Chance, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und gleichzeitig auch die Kultur des Landes kennenzulernen. Außerdem knüpft man zusätzlich auch noch viele neue Kontakte im anderen Land und lernt neue Leute kennen. Ich denke auch, dass drei Monate eine sehr gute Länge für einen Auslandsaufenthalt ist. Zwar lernt man so natürlich nicht so perfekt die Sprache wie bei einem ganzjährigen Aufenthalt, doch man verpasst nicht zu viel in der Schule und kann so wieder ganz normal einsteigen, was bei einem ganzen Auslandsjahr, denke ich, sehr viel schwieriger ist. Ich hoffe, dass noch andere Schüler die Chance, die sich durch die Kontakte von Frau Reuver mit Plerguer und den Lehrern von St.Magloire bieten, ergreifen. Es lohnt sich wirklich!

Theresa Breuer